Ist TBW für SSDs wirklich wichtig? Die Wahrheit, die 99 % der Nutzer nicht kennen

Wenn du eine SSD (Solid State Drive) kaufst, stößt du oft auf einen Parameter, der einschüchternd wirken kann: TBW, oder „Terabytes Written“ (geschriebene Terabytes). Zum Beispiel geben einige SSDs 150 TBW an, andere 300 TBW und einige sogar 600 TBW. Auf den ersten Blick wirken diese Zahlen wichtig, vielleicht sogar alarmierend. Aber beeinflussen sie wirklich die tägliche Nutzung eines durchschnittlichen Anwenders?

Viele denken: „Wenn meine SSD einen niedrigen TBW hat, geht sie schnell kaputt?“ oder „Was passiert, wenn ich das TBW-Limit erreiche – funktioniert meine Festplatte dann nicht mehr?“ Heute klären wir diese Fragen einfach und praxisnah.

Was ist TBW genau? Eine einfache Erklärung

TBW steht für Terabytes Written, also „geschriebene Terabytes“. Einfach gesagt ist es ein Maß, das Hersteller verwenden, um anzugeben, wie viele Daten du während der Lebensdauer sicher auf eine SSD schreiben kannst.

Beispiel:

• Hat eine SSD 300 TB TBW, bedeutet das, dass du bis zu 300 Terabyte Daten über die gesamte Lebensdauer der SSD sicher schreiben kannst.

Ein praktisches Beispiel:

• Wenn du täglich etwa 100 GB schreibst (für die meisten Nutzer schon hoch), würde eine 300 TBW SSD halten:

Selbst bei intensiver Nutzung erreicht der durchschnittliche Nutzer das TBW-Limit seiner SSD fast nie.

Warum geben Hersteller TBW an?

SSDs verwenden NAND-Flash-Speicher, der eine begrenzte Anzahl an Schreib- und Löschzyklen hat. Jede Speicherzelle kann nur eine begrenzte Anzahl an Schreibvorgängen überstehen, bevor sie ausfällt.

Deshalb geben Hersteller TBW an:

• TBW (Terabytes Written): hauptsächlich für Consumer-SSDs, zeigt an, wie viele Daten sicher geschrieben werden können.

• DWPD (Drive Writes Per Day): häufiger bei Enterprise- oder Server-SSDs, zeigt, wie oft die gesamte Kapazität des Laufwerks pro Tag geschrieben werden kann.

Theoretisch bedeutet ein höherer TBW höhere Lebensdauer und Zuverlässigkeit. Für den Durchschnittsnutzer ist dies jedoch selten ein reales Problem.

Kann ein durchschnittlicher Nutzer das TBW erreichen?

Sehen wir uns die Zahlen an:

• Typische tägliche Nutzung:

  • Surfen, Videos, Office-Dokumente: 10–20 GB/Tag

  • Gamer: selten mehr als 50 GB/Tag

• Übliche SSDs und geschätzte Lebensdauer basierend auf TBW (Beispiel: 500-GB-SSD):

  • 150 TBW → 20 GB/Tag ≈ 20 Jahre

  • 300 TBW → 20 GB/Tag ≈ 40 Jahre

  • 600 TBW → 20 GB/Tag ≈ 80 Jahre

Fazit: der durchschnittliche Nutzer wird das TBW seiner SSD fast nie ausschöpfen. Nur extreme Fälle könnten an die Grenze kommen:

• Professionelle Videobearbeitung oder Fotografie in hoher Auflösung.

• Simulationen, Datenbanken oder virtuelle Maschinen mit großen Datenmengen pro Tag.

• Massive tägliche Downloads und Löschungen großer Dateien.

Wenn du nicht in diesen Szenarien bist, musst du dir keine Sorgen über TBW machen.

Was passiert, wenn das TBW erreicht ist?

Ein weit verbreiteter Mythos besagt, dass die SSD „stirbt“, sobald das TBW erreicht ist. Die Realität:

• TBW ist nur eine Herstellergarantie für die sichere Nutzung der SSD.

• Nach Erreichen des TBW kann die SSD weiter funktionieren, ist aber nicht mehr durch die Garantie abgedeckt.

• Praktische Tests zeigen, dass die meisten SSDs mehrfach über das TBW hinaus betrieben werden können, bevor sie ausfallen.

• Moderne Laufwerke warnen über SMART, wenn sie sich der Grenze nähern, sodass du Maßnahmen ergreifen kannst.

Selbst wenn du das TBW erreichst, fällt deine SSD nicht plötzlich aus.

TBW vs andere Faktoren: Was wirklich zählt für normale Nutzer

Für die meisten Nutzer sind bei der Wahl einer SSD entscheidend:

• Zuverlässige Marke und Modell: Vermeide Nachahmungen oder unbekannte Marken.

• NAND-Typ: TLC, QLC, MLC… beeinflussen Leistung und Lebensdauer.

• Cache-Größe und Geschwindigkeit: wichtiger für die tägliche Nutzung als ein sehr hoher TBW.

Nur bestimmte professionelle Anwender sollten TBW besonders beachten:

• Content Creator (Video, Fotografie)

• Server-Administratoren oder Rechenzentrums-Manager

• Entwickler, die täglich große Datenmengen verarbeiten

Als Heimanwender oder Büro-Nutzer reicht es, TBW zu verstehen; man muss sich nicht verrückt machen.

Wie man seine SSD pflegt und die Lebensdauer verlängert

Auch wenn TBW für die meisten Nutzer kein Problem ist, helfen einige Gewohnheiten, die SSD länger gesund zu halten:

1. Vermeide unnötiges Schreiben und Löschen großer Datenmengen

   • Zum Beispiel keine täglichen Downloads und Löschungen von großen Filmen.

2. Lege Cache und Downloads, wenn möglich, auf mechanische Festplatten

   • Reduziert Schreiblast auf der SSD.

3. Defragmentiere die SSD nicht

   • Windows 10 und 11 erledigen die Optimierung automatisch.

4. TRIM aktivieren

   • Sichert die korrekte Verwaltung der Zellen und verlängert die Lebensdauer.

In der Praxis, wenn du diese Tipps befolgst, hält eine Standard-SSD deutlich länger als die Zeit, in der du sie behältst, bevor du aufrüstest oder ersetzt.

Fazit

TBW ist ein technisches Konzept, das einschüchternd wirken kann, aber für den Durchschnittsnutzer kein entscheidender Faktor ist. Am wichtigsten ist es, eine zuverlässige SSD-Marke mit guter Leistung und ausreichender Kapazität zu wählen.

• Für die meisten Nutzer ist eine 150 TBW SSD mehr als ausreichend.

• TBW ist nur relevant, wenn man extrem datenintensive Schreibaufgaben durchführt.

• Das Überschreiten des TBW bedeutet nicht, dass die SSD sofort ausfällt, nur dass sie nicht mehr von der Garantie abgedeckt ist.

Kurz gesagt, lass dich von einer Zahl nicht einschüchtern: Nutze deine SSD normal, beachte einige einfache Pflegetipps, und du wirst ihre Leistung über viele Jahre genießen können.